1847 -
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- Autor: Pechner, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Iso
§• 66.
Gesichtspunkte, aus denen die Aewohner eines Landes
betrachet werden können.
Wer die Bewohner eines Landes genauer kennen lernen will^
muß seine Aufmerksamkeit auf folgende Gegenstände richten:
1. Körperliche Beschaffenheit.
a. Gestalt und Größe, Stärke und Ebenmaß; des Körper-
baues: in Deutschland 5 bis 6" (die Frauen sind gewöhnlich kleiner
als die Männer).
b. Farbe der Haut: bei uns weiß in mancherlei Abstu-
fungen.
e. Bildung des Kopfes und des Antlitzes: in der
Regel oval, sonst auch rund und breit, länglich und schmale
Nase: spitz oder stumpf, lang oder kurz, gerade oder gebogen rc.
Kinn: spitz, rund, breit, vorstehend rc. Mund: groß, klein,
aufgeworfene oder kleine Lippen rc. Augen: groß, klein, blau,
schwarz, braun, grau rc. Stirne: vorstehend, zurückgebogen, flach,
gewölbt rc.
<1. Haare: kurz, lang, gelockt/ schlicht, blond, braun,
schwarz rc.
T. Geistige Eigenthümlichkeiten.
а. Eigenschaften des Herzens undgemüthes: fromm,
treu, bieder, aufrichtig, gastfrei, freiheitsliebend, kriegerisch, edel-
stolz, gutmüthig rc. oder das Gegentheil von dem allen: rauh,
grausam, ehrsüchtig, wankelmüthig, tyrannisch rc.
б. Eigenschaften des Geistes. Verstandeskraft, Kennt-
nisse, Kunstfertigkeiten rc. (geistige Bildung).
e. Religion oder Art und Weise, das höchste Wesen zu
verehren und anzubeten (Christen, katholische, evangelische, Juden.)
d. Sprache. Es sprechen zwar auch nicht zwei Menschen
vollkommen gleich; doch sprechen alle an dem Orte, wo ich lebe,
deutsch. Die deutsche Sprache ist meine Muttersprache (Viele
Leute in unserer Provinz sprechen polnisch. Die deutsche und
die polnische sind die Landessprachen in unserer Provinz). Die
Einwohner der nächsten Dörfer unterscheiden sich in ihrer Aus-
sprache von den Leuten in meinem Wohnorte; ich kann's daher
schon an der ^Aussprache abnehmen, ob Jemand aus unserm
Orte ist oder nicht. Es giebt verschiedene Mundarten (Dialekte)
in einer Sprache. Leute, die viel studiren und sehr gebildet sind,
haben gewöhnlich eine andere Aussprache als die Handwerker und
Bauern. Die Städter unterscheiden sich von den Landleuten
auch in der Aussprache. In besonderen Stunden lernen einige
Schüler auch Lateinisch und Französisch. Es giebt also Spra-
chen, die von unserer Landessprache ganz verschieden sind—ein-
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- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Volkes das Land, welches es bewohnt, und die Gegend, die vor-
her eine öde Wildniß war, wird eine reiche bevölkerte Gegend,
gleich einem Garten Gottes, einem Paradiese.
tz. 68.
Veränderung eines Landes in Hinficht feiner Einwohner.
Auch in Hinsicht seiner Einwohner bleibt ein Land nicht
immer dasselbe, d. h. sich nicht beständig gleich. Einige wandern
aus, und an ihre Stelle treten entweder mehr oder weniger
Menschen, die aus dem Auslande in das Land einwandern, sich
daselbst niederlassen und ansiedeln. Diese nennt man Fremde,
Fremdlinge, Ausländer: so die Juden überall, die Deut-
schen in Polen, die Franzosen in Deutschland. Auch die ältesten
Bewohner Deutschlands sind einmal von anderen Gebenden her
eingewandert. Dagegen heißen die Einwohner, die im Lande ge-
boren sind, Eingeborene. Alle Einwohner eines Landes, die
in demselben Häuser und liegende Gründe besitzen, heißen An-
sässige. Ein Fremder wird in einem Lande ansässig, wenn er
sich daselbst ein Haus und überhaupt unbewegliche Güter erwirbt.
Alle diejenigen, welche in einem Lande wohnen — daselbst ihre
Heimath haben — heißen Einheimische. Wenn in einemlande
mehr Menschen sterben als geboren werden, mehr aus- als ein-
wandern, so wird das Land entvölkert. Wenn mehr geboren
werden als sterben, und mehr Fremde ins Land kommen, als
Einheimische auswandern, so wird das Land bevölkerter. Als
in uralten Zeiten die ersten Menschen in das Land kamen, so
wurde es bevölkert Durch Krankheiten, Auswanderungen,
und Kriege kann ein Land entvölkert werden. Ein Land kann
sich veredeln und verschlimmern, so gut wie ein einzelner Mensch;
denn es besteht ja aus Einzelnen. Aus einem starken, rüstigen,
sieißizen, kriegerischen Volke kann ein schwaches, weichliches, trä-
ges, unkriegerisches (Türken, Römer); aus einem freien ein un-
terjochtes, sklavisches Volk werden (Polen). Sitten und Sprache
können sich in einemlande ändern, Gewerbe und Handel, Künste
und Wissenschaften aufblühen oder in Verfall gerathen; Tugend
und Frömmigkeit kann zu einer Zeit herrschen und zu einer an-
dern wieder verschwinden; der äußere Gottesdienst kann eine an-
dere Form erhalten (Liturgie, Agende), ja überhaupt kann eine
Religion in einemlande unterdrückt (die christliche in der Türkei),
«ine andere herrschend werden: kurz der ganze äußere und Kul-
turzustand eines Volkes in Rücksicht auf Körper, Gemüth und
Geist, in Rücksicht auf Charakter, Sitten, Sprache, Lebens-
weise k. ist mannichfaltigen Veränderungen unterworfen. Das
alles lehrt die Geschichte, welche das Leben der Menschen be-
schreibt, wie es in der Zeit erscheint, und alle ihre Thaten auf-
zeichnet, der Nachwelt zur Lehre.
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im geselligen Vereine mit einander und bilden so Familien,
Stämme, Völker, Nationen. Die Familien bestehen aus
Vater und Mutter und deren Kindern und Kindeskindern (Abra-
ham, Isaak, Jakob und seine^.Söhne) Vermehren sich die Nach-
kommen derselben stark, so bilden sie einen Stamm (Stamm
Juda, Stamm Levi rc.), mehrere Stämme (wie die 12 Stämme
der Israeliten) ein Volk (das Volk Israel), mehrere Völker-
stämme endlich, die gleiche Sprache, gleiche Sitten und Gebräuche
haben, machen eine Nation aus (wie Russen, Polen, Wenden
die slavische Nation) Jedoch unterscheidet man im gemeinen
Leben nimmer strenge Volk und Nation.
Unter allen Geschöpfen der Erde steht der Mensch dem Men-
schen am nächsten. Um des Menschen willen ist Land und Wasser
die Pflanzenwelt und die Thierwelt da. Alles, was man in
einem bewohnten Lande sieht, hat seine Hauptbeziehung zum
Menschen. Die Kenntniß der Bewohner eines Landes vollendet
unsere Kenntniß von demselben und ist ihr höchster und letzter
Theil. Sie betrifft die unter ihnen herrschenden körperlichen und-
geistigen Beschaffenheiten und ihre Lebensweise.
§. 65.
Einwirkung -es Landes auf feine Pewohner.
Wie ein unfruchtbarer Boden wenig Pflanzen treibt, und
die Kälte des Klima's auf den Bergen den Pflanzenwuchs nicht
hoch emporkommen läßt, so hindern schlechte Nahrungsmittel
und Kälte und Nässe auch das Gedeihen des Menschen. —
Jeder erfährt es fast täglich, wie die Witterung auf den Men-
schen einwirkt. Nebliges, oder naß-warmes, oder naß-kaltes
Wetter trübt die Seelenstimmung, macht unwohl und verursacht
nicht selten Krankheiten. Auf dem neuen sumpfigen Lande in
den Niederungen leiden die Einwohner häufig am kalten Fieber,
denn die Ausdünstungen des feuchten Bodens sind stark und bö-
ser Natur. Wie die Noth der Armuth den Armen drückt und
ihn weder körperlich noch geistig recht kräftig werden läßt,
so drückt auch Unfruchtbarkeit des Bodens, Kälte, Nässe und
Ungesundheit des Klima's die Menschen danieder, die es bewohnen.
Wie eine kräftige, gesunde Nahrung Leib und Seele stärkt und
die Entwickelung des Menschen fördert, so auch die Fruchtbarkeit
des Landes und ein reines, heiteres warmes Klima.
Die Natur eines Landes ist entweder einförmig, ohne Reiz
der Mannigfaltigkeit oder von mannigfaltiger Schönheit, rauh
oder sanft, lieblich oder groß und erhaben. Je nachdem nun ihr
Charakter in einem Lande ist, wirkt ihr Bild auch verschieden auf
den Körper und den Geist der Einwohner ein. Ihr Anblick kann
die Einbildungskraft der Menschen erregen und verschönern, oder
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völkerung einen so Vortheilhaften und wichtigen Handel treiben
als Preußen. Seine Nordgrenze bildet ein großes Meer; die
meisten seiner Flüsse und Ströme sind schiffbar, und der innere
Verkehr wird außerdem noch durch Kanäle, vortreffliche Chaus-
see'», Eisenbahnen und Postanstalten befördert. Ausfuhr:
Baumwollenwaaren, chemische Präparate, grobe Eifenwaaren,
Getreide, Buchweizen, Hülsenfrüchte, Anis und Kümmel, Glas-
geschirr, Lohe, Masten, Bugspriete, Balken, Bohlen, Bretter,
Holzkohlen, hölzerne Hausgeräthe, Kupfer und Messingwaaren,
Leinwand, Lumpen, Lichte, Schießpulver, Seidenfabrikate (beson-
ders halbseidene), Steinkohlen, Zink, Bier, Branntwein, Oelku-
chen, Nudeln, Puder und Stärke, Mühlenfabrikate, z. B. Mehl,
Gries rc. — Einfuhr: Rohe Baumwolle, Baumwollengarn,
Blei, Indigo, Thran, Gußeisen, geschmiedetes Eisen und Stahl,
Eisenblech und Eisendrath, Erze, Flachs und Hanf, Hopfen,
Karden oder Weberdisteln, Leinsamen, Raps, Häute und Felle,
Böttcherwaaren, Instrumente, Kupfer und Messing, kurze Waa-
ren, rohe Leinwand, Matten zu Fußdecken, Papier, Pelzwerk,
Seidenfabrikate, Seife, Talg, Theer, Töpferwaaren, Steingut,
Bücher, Weine, Fische, Taback, Butter, Käse, Fleischerwaaren, Co-
lonialwaaren aller Art, Rindvieh, Pferde, Schafe und Schweine, rc.
§. 28.
Einwohner.
Die Bewohner des preußischen Staates gehören der Mehr-
zahl nach entweder zum germanischen 12 Mill. oder zum sla-
vischen Stamme; auch sind sie zum kleineren Theile von fran-
zösischer, lettischer und jüdischer Abkunft. Was die Re-
ligion anbelangt, so herrscht allgemeine Duldung, und alle Con-
sessionen genießen fast gleiche Rechte. Die Mehrzahl der Ein-
wohner (ll Mill.) ist evangelisch, auch der König. Außer einer
großen Zahl römischer Katholiken (»Mill.) giebt cs cmch Herrn-
huter, Hussiten und mährische Brüder, Griechen, Socinianer,
Mennoniten, Alt-Lutheraner, Deutsch-Katholiken rc. In Bezie-
hung auf wissenschaftliche Bildung nimmt Preußen unter
Europa's Nationen einen der ersten Plätze ein. Die Masse des
Volkes ist empfänglich für geistige Bildung; bei den höheren Stän-
den ist Liebe für Wissenschaft und Kunst unverkennbar, und das
gelehrte Preußen nennt die tiefsten Denker, die sorgsamsten For-
scher und die ersten deutschen Schriftsteller sein Eigenthum. Die
weise, kräftige Regierung, den zu immer weiterer Ausbildung
vorwärts strebenden Zeitgeist sorgfältig beobachtend, befördert
und unterstützt auf die freigebigste Weise, was der geistigen Aus-
bildung frommt. Indem man die. große Wahrheit anerkennt,
daß der Same der sittlichen Ausbildung frühzeitig in das Ge-
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Ghem sogenannten Mäusethurm, ward der grimme Popicl, der letzte aus
dem Stamme der Lechen von den Mäusen verzehrt.
<1 §• 33.
Die Provinz Brandenburg.
(Kdrfc. l. Anh. I..17.)
Die Mark Brandenburg entstand um 1440, als Al-
brecht der Bär, welcher bis dahin nur die Alt mark besaß, als
Erbe des wendischen Königs Pcibislaw, die Mittelmark, Prieg-
nitz und Uckermark erhielt, welche mit der Altmark zusammen
späterhin die Kurmark bildete. Unter Albrechts Rachfolgern
kam im 13. Jahrh, die Neu mark hinzu. Die ältesten Bewoh-
ner Brandenburgs waren Germanen, die beiden lsuevischen) Völ-
ker Semnonen und Longobarden (Kinderfr. Anhang 11.).
Nach der Völkerwanderung wurde es von den vordringenden
Wenden besetzt, seit Karl des Großen Zeiten aber von den deut-
schen Kaisern erobert und mit Deutschen bevölkert. Wenden fin-
den sich auch jetzt noch unvermischt an der oberen Spree (vergl. §.30).
Die Provinz Brandenburg begreift fast die ganze Mark
Brandenburg mit Ausnahme der Altmark und einiger Theile
der Neumark, die Niederlausitz, einen kleinen Theil der
Oberlausi'tz, und einige ehemals kursächsische Aemter. 731 Q. M.
1'800,000 E. Sie ist eine große Ebene, die zum Theil, beson-
ders an den Flüssen, sehr fruchtbar ist, aber auch sehr große
Moor- und namentlich Sandstrecken bat. Das Land enthält
viel Kalk (bei Rüdersdorf), Gips (bei Sperenberg), Tors sin den
Brüchen) und Braunkohlen (bei Zilenzig, Freienwalde rc.) und
erzeugt Getreide, Obst, etwas Wein und Tabak (in der Ucker-
mark). An Gewässern hat die Provinz eine große Zahl, na-
mentlich an See'n; die Hauptflüsse aber sind die Oder mit Bo-
der, Neiße, Warthe, und an der Grenze die Elbe mit der
tavel, in welche die Spree fällt. Außerdem giebt's mehrere
anäle, so: den plauenschen Kanal zur Abkürzung der Fahrt
aus der Havel in die Elbe, den Finow-Kanal zwischen Havel
und Oder, den Müllrosec oder Friedrich-^Wilhelms-Ka-
nal zwischen Spree und Oder. An der Oder, Warthe, Netze,
Havel rc. sind große, sehr fruchtbare Brüche. Die Einwohner
sind meist Deutsche; doch finden sich auch Wenden (bei Kottbus,
Züllichau rc.) und viele französische Einwanderer. Die Fabrik-
thätigkeit ist ziemlich bedeutend, namentlich giebt es hier Sei-
den-, Baumwollen-, Wollen-, Papier-, Spiegel-, Porzellan-,
Gewehr- Tabacks- und viele andere Fabriken. Der Handel
ist recht lebhaft, wozu die Frankfurter Messen viel beitragen.
pet Regierungsbezirk Potsdam (zu dem Berlin
nicht gehört, sondern seine eigene Verwaltung hat). 14 Kreise.
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Auch hier stellt sich der Samum ein. Produkte: Kupfer, Ei-
sen, Blei, Salpeter, Schwefel, Alaun, Salz, mit dem ganze
Ebenen bedeckt sind, Naphtha, Marmor; Reiß, Weizen, Wein,
edle Früchte, Baumwolle, Kampher, Opium, Taback, Safran,
Krapp, Manna, Galläpfel, Rosen, Flachs, Hanf, Arzneipflan-
zen; vortreffliche Pferde und Schafzucht, Esel fauch wilde),
Rindvieh, Kameele, Spesse- und Raubwild, Gazellen, vielerlei
Geflügel, Fische, Seide, Bienen, Perlenmuscheln rc. Die Fa-
briken sind in gutem Zustande, vorzüglich liefern sie viele Sei-
denzeuge, Gold und Silberstoffe, Teppiche, Kattun, Kamelott,
gutes Leder, Porzellan, Metallwaaren. Die Perser sind das
gebildetste Volk Asiens, aber ihre wissenschaftlichen Kenntnisse,
sind sehr unbedeutend Sie sind wohlgestaltet, höflich und ge-
wandt, lieben Pracht und Ueppigkeit. In der Sprache will
man viel Ähnlichkeit mit der deutschen gefunden haben und daraus
auf einen gemeinschaftlichen Ursprung beider Völker schließen.
Herrschende Religion ist die muhamedanische; es werden aber
auch Feueranbeter (Gebern, 0 — 7000), armenische Christen
(20,000 Familien), Juden, Hindus geduldet. Außer den Per-
sern wohnen auch Armenier, Kurden, Turkomannen, Indier,
Araber, Afganen und Russen im Lande, das von einem Schach
(König) despotisch regiert wird.
I) Teheran, 50— 130,Ooo E-, Hptst., Reslb., Fabr., Hand.
2) Jspahan, 50 — 200,000 E, ehem. Hplst., größte Hdftdt. Fabr.
C. Kabulistan oder Afganistan (sonst Ostpersien).
Gegen W. an Iran, gegen N. an die Tatarei, gegen O.
an Tibet und Hindostan, gegen S. an Veludschistan. — 30 —
37° N. Br., 70 — 94° L. — 10 — 29,000 Q. M., 10—12
Mill Einw. — Das Land ist gebirgig, besonders im N. Die
Ebenen, welche durch-mehrere Flüsse bewässert werden, haben
herrliche Weiden und gute Früchte im Ueberfluß; es giebt aber
auch wüste Gegenden ohne allen Anbau. In den eingeschlosse-
nen Thälern ist die Hitze sehr groß; dagegen ist es in den Ge-
birgen kalt. Die Produkte sind die persischen. Einige Fabri-
ken, Ackerbau, Handel nach Persien, der Tartarei, Ostindien rc.
sind die Hauptbeschäftigungen. Die Einwohner sind au-
ßer den Afganen auch Hindu's. Perser, Tataren', Beludschen.
Die Afganen sind ein kräftiges und kluges, aber rohes Volk,
das für die Bequemlichkeiten des Lebens wenig Sinn hat- Sie
reden eine eigene Sprache, sind Muhamedaner, aber duldsam
gegen Andersgläubige. Kunstfleiß und Handel findet man am
meisten bei den Hindu's. Das Oberhaupt der verschiedenen
Stämme ist der Schach von Kabul, dessen Herrschaft sich
auch über das vormals zu Indien gerechnete Kaschmir erstreckt.
1) Kabul, 100,000 E., Hptst., Resid., Hd., namentlich mit Pfer-
den. Id39 von den Engländern erobert. 2) Peschawer (spr. Pi-
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fast überall sehr fruchtbar; nur die Küstenebenen sind sandig.
Das kühlere, angenehme Hochland nimmt stets mäßigen Antheil
Lin der Regenzeit; doch bleibt der Regen oft aus und bewirkt
fürchterliche Hungersnoth, weshalb man für künstliche Bewässe-
rung gesorgt hat, so daß eine zweimalige Erndte stattfindet. Das
Klima ist fast durchgehends sehr gesund. Im N. ist die Lust gemä-
ßigt, im S. sehr heiß; doch wird die Hitze durch die Monsoons
ipassatwinde) und in einigen Monaten durch den anhaltenden
Regen gemildert. Das Land ist wegen seines großen Reichthums
an edlen Produkten berühmt, die hier unter dem günstigen
Klima in großer Schönheit und Menge gedeihen. Die wichtig-
sten sind: Diamanten, Rubinen, edle und unedle Metalle, Salz,
Schwefel, Steinkohlen; Reiß, Baumwolle (allgemeiner Kleidungs-
stoff; nur der nördliche Bergbewohner kleidet sich in Wolle),
Bambus zum Bauen x., köstliche Früchte, verschiedene Palmen,
Indigo, Pfeffer, Zuckerrohr, Safran, Thee, Mohn (zur Opium-
bereitung), Taback, Getreide, Kartoffeln, große Waldungen; alle
europäischen Hausthiere, Rind, Büffel k., im Nw. Kameele,
Elephanten, Tiger, Löwen, Nashorne, Antilopen, Gemsen, Stein-
böcke, Affen, Moschusthiere, Wild, Papageien, Kropfgänse, Fla-
mingo's, Pfauen, Honig und Seide. — Fabriken in Baum-
tvolle, Seide, gemalter Leinwand, Sachen von Perlmutter, Schild-
patt, Krystall, Leder, Matten aus Schilfarten x. Der Handel,
Lrößlentheils in den Händen der Europäer, wird nach allen Him-
melsgegenden geführt und ist wegen des großen Reichthums an
Produkten von der größten Wichtigkeit-. Ausfuhr: Seide, sei-
dene Zeuge und Tücher, Baumwolle, baumw. Garn, Kattun,
Nesseltuch, Gingham, Shawls, Fußteppiche, Korduan, Diaman-
ten und andere Edelsteine, Reiß, Pfeffer, Ingwer, Sago, Kam-
pher, Opium, Indigo, Gummilack, Salpeter, Elfenbein x. Der
Karavanenweg ist die große Königssiraße aus Bengalen nach
Persien. Verbindung mit Europa: Von Kalkutta nach Madras
4 Tage (Dampfschiff), von da nach Mangalur 2 Tage (Chaussee),
bis Bombay 4 Tage (Dampfschiff), bis Suez 18 — 20 Tage
^Dampfsch.), von Suez bis Alexandrien auf Kameelen 5 bis 6 T
Dampfschiffe über Malta und Gibraltar nach England 14—18 T.,;
schneller aus der Eisenbahn durch Frankreich oder durch Deutsch-
land. Die Einwohner sind in Sprache, Religion und Abkunft
sehr verschieden. Die Ureinwohner sind die Hindu's, gelbbraun,
doch auch hellfarbig, schön gebaut, mäßig, mitleidig, geizig, lüg-
nerisch, zumtheilstark undunerschrocken,zumtheil aber auch schwäch-
lich und furchtsam, treiben Ackerbau und Viehzucht, Gewerbe, Künste
rmd Wissenschaften, Handel und Schifffahrt, bekennen sich zur brama-
riischen Religion und theilen sich in 4 Hauptklassen oder Kasten:
I) Brammen (Priester, Gelehrte), 2) Krieger (zu denen auch die Für-
sten gehören), 3) Landwirthe und Kaufleute, 4) Künstler und
Handwerker. Die Pacia's sind der Auswurf der Nation. Die
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Religion der Brominen lehrt einen höchsten Gott, den Brama,
und viele Untergötter, Unsterblichkeit der Seele und Seelenwan-
derung. Sie halten viel auf Reinigungen, Gebete und Wall-
fabrten. Das Waffer des Ganges wird vorzüglich heilig gehalten.
Die Tempel heißen Pagoden. Die Sanskrit-Sprache ist
die heilige Sprache, in der die Religionsbücher der Hindus ge-
schrieben sind, und die Mutter aller indischen Sprachen. Den
alten, schauderhaften Gebrauch der Weiber, sich mit ihren ver-
storbenen Männern lebendig verbrennen zu lassen, haben die Eng-
länder bis jetzt noch nicht gänzlich unterdrücken können. Außer
den Hindu's sind hier ansäßig: Araber, Portugiesen, Engländer,
Franzosen, Dänen und Juden.
Seit dem Ii. Jahrh, machten muhamedanische Eroberer
Einfälle in dies Land. Sultan Babür stiftete 1323 das Reich
des Großmoguls. Im 18. Jahrh, sank das Reich, die Provin-
zen machten sich unabhängig, die Maratten erhoben sich, die Af-
ganen sielen ein, und so wurde das Land zerrüttet. Seit die
Portugiesen unter Vasco de Gama 1498 zuerst landeten, enstan-
den europäische Niederlassungen an den Küsten und auf den In-
seln. Am glücklichsten waren die Engländer. Die englisch-
ostindische Handelsgesellschaft lcompagnie), 1909 gestiftet,
1708 erneuert, erwarb Madras 1043, kaufte einen Bezirk in
Bengalen 1098, erhielt einen großen Theil der Besitzungen des
Großmoguls, eroberte den Staat Mysore (spr. Mcisur) 1799,
besetzte Nepaul, brach 1818 die letzte Kraft der Maratten und
erwarb durch die Siege über die Sikhs am Sutletsch und im
Pendschab unter Sir Charles Napier den zwischen den Fl. Sut-
letsch und Beab gelegenen Theil des Pendschab. Der Compag-
nie wird ihr Souverainitatsrecht über Indien durch eine immer
auf 20 Jaare (zuletzt 1833) erneuerte Charte verliehen, die ihr
auch verweigert werden könnte. Die höchsten Behörden der
Compagnie sind in London die königlich indische Commis-
sion und das Collegium der Direktoren; in Indien selbst
steht ein General-Gouverneur und eine Regierung in Kalkutta
an der Spitze des Staates. Früher wurde Vorderindien in Hin-
dostan, Bengalen und Dekan getheilt; besser ist die Eintheilung
in Besitzungen der Asiaten und Europäer.
I. Besitzungen der Asiaten,
a. Das Land der Sikhs im Pendschab (Fünfstromland),
dessen Oberhaupt Maharadscha (Maha Rajah) genannt wird, frü-
her 0200 Q. M. mit 7 Mju. E.
Sahore, 100.090 E., Hptst., Res., lebhafter Hd., einst eine der
prächtigsten Städte Indiens, ansehnliche Molchee'n.
d. Das Land der Maratten, 3000 Q. M., 5 Mill. E.,
das Ueberbleibsel eines großen Staates.
Ad sch ein, 150,000 E., Hptst., Res., Wallfahrtsort ider Braminen,Hd.
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«
B. Hinterindien.
Hinterindien oder die Halbinsel jenseit des Ganges
wird von Vorderindien, dem indischen M., China und Tibet ein-
geschlossen. 108 — 127° L., 1—27° N. Br.; 36.000 £).. M.,
35 Miu. E. Hohe und waldige Gebirge durchziehen es, füllen
die ganze Halbinsel Malakka bis zum Cap Romania und machen
das Klima milder, als es der Lage nach sein müßte. Sehr
fruchtbare Gegenden, zumal längs der Flüsse, die das Land über-
schwemmen, wechseln mit sandigen und wüsten Landstrichen. Die
Luft ist in den feuchten Niederungen und in den dichten Gebirgs-
wäldern ungesund. An Produkten hat das Land einen ähnli-
chen Reichthum wie Vorderindien; dazu kommen noch: Schiffs-
bauholz. weiße Elephanten, indianische Vogelnester, Zinn rc. Die
Fabriken sind von geringer Bedeutung; am meisten verarbeitet
man Seide, baut Schiffe rc. Der Handel ist größtentbeils in
den Händen der Ausländer. Die Einwohner reden mehrere
Sprachen, von denen die malayische am meisten verbreitet ist.
Sie bekennen sich theils zur muhamedanischen Religion, theils
zu mehreren heidnischen sbuddismus) und sind sehr unwissend
und abergläubisch. Die Regierungen sind meistens sehr despo-
tisch. Das Land ist noch wenig bekannt. Die bedeutendsten
Landestheile sind:
I. Das Kaiserthum Birma, vomjrawaddi durchströmt,
12,000 Q. M., 3 — 0 Miu. E. Die Birmanen sind heiter,
kriegerisch, grausam, doch gebildet, treiben Ackerbau, Gewerbe,
Künste, Handel und sind vortreffliche Schiffer. Der Beherrscher,
dem fast göttliche Ehre erwiesen wird, führt den Titel Boa
oder der König mit den goldenen Füßen und den weißen Ele-
phanten.
Umerapura, 150,000 E., Hplst., Res., Fst., viele Tempel und
Klöster.
Ii. Das Königreich Siam am Menam, 12,000 Q. M.,
3 Mill. E. Der König ist der größte Despot, und alle Unter-
thanen sind Sklaven. Vier Monate im I. müssen sie für den
König arbeiten ohne Lohn und Kost, in der übrigen Zeit ihren
Unterhalt erwerben. Alles Land ist des Königs Eigenthum, der
auch allein Handel treibt. Die Siamesen sind daher wenig
gebildet und besitzen wenig Kunstfertigkeit.
Ban kok am Menam, 50— 15i >,001^ Hptst. ; viele Kanäle und
schwimmende Wohnungen geben der Stadt das Ansehen Venedigs.
Iii. Das Kaiserthum Anam an der Ostküste, 10,000 O.
M., 10 M. E., die schon viel Chinesisches an sich haben, und
von denen sich 300,000 zum Christenthum bekennen. Sie sind
hellfarbig, gutmüthig, stolz, träge, doch sehr geschickt. Combodja,
Cochinchina (spr. Kotschinschina, d. h. West-China) und Tong-
1847 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Pechner, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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fin mit den gleichnamigen Hauptstädten sind die 3 Hauptpro--
vinzen.
Iv. Die Halbinsel Malakka enthält 0 kleine Staaten
unrer Rajah's. Die Einwohner heißen Malayen, sind Muha-
medaner, kräftig, kühn, stolz, rachsüchtig und haben sich auf al-
len asiat. I. ausgebreitet. Zinn, Pfeffer und Elfenbein sind
bedeutende Handelsartikel. Die Stadt
Malakka, 12,000 E., so wie die übrigen Küstenländer gehören
den Britten.
C. Die ostindischen Inseln.
Vergl. §. 19. B. — Sie gehören theilweise den Engländern
oder den Holländern, oder sie stehen noch unter unabhängigen
Sultanen.
Batavia auf der I. Java, 50,000 E., Hptst. aller niederlän-
dischen Besitzungen in Ostindien.
Die Engländer führen in Ostindien ein höchst üppiges Leben.
Schon ein gewöhnlicher Kaufmann hält sich einen Haushofmei-
einen Koch, einen Küchenjungen, einen Tafeldecker, einen
Haarkräusler rc. Vornehme Engländer haben Schaaren von
Hindu's im Dienste: einige müssen den Herrn ankleiden, wenn
«r des Morgens aufsteht, andere ihm beim Frühstück auswarten,
wieder andere haben das Amt, seine Pfeifen zu stopfen und sie
ihm nachzutragen, wenn er in ein anderes Zimmer geht. Macht
«r Besuch, so läßt er sich in einer Sänfte tragen, und Läufer
begleiten den Zug, will er schlafen, so müssen die Diener mit
Haarbüscheln oder Fächern ihm Kühlung zuwedeln. Kurz, er
lebt unter den gutmüthigen Hindu's, als wäre er nur da, um
zu genießen. Für das Wohl des Landes thun die Engländer
nur so viel, als ihr eigener Vortheil erheischt; um die Veredlung
der Bewohner, um ihre Bildung und Erziehung kümmern sie
sich wenig.
§• 72.
Das südöstliche und östliche Astcq. China und Japan.
A. Das chinesische Reich.
Den östliche Theil Mittel- und Süd-Asiens nimmt das
chinesische Reich ein. Das eigentliche Ehina, von den Chinesen
das Reich der Mitte oder auch das himmlische Reich ge-
nannt, ist nur ungefähr sechsmal so groß alsdeutschland; allein
alle nach W. und R. anstoßenden Länder sind ihm unterworfen,
und mit diesen ist es 250,000 Q. M., also wohl 20 mal so
groß als Deutschland und nächst Rußland das größte Reich der
Erde. In Betreff der Einwohner aber ist es das erste Reich,